"In Linz funktioniert es tatsächlich anders"

Hat die DiMi zur Sichtbarkeit von Linz als IT-Standort beigetragen oder wird die Stadt noch immer als Industrie-Hotspot gesehen?
Bouchal-Gahleitner: Ursprünglich startete die DiMi ja als Infrastrukturprojekt. Es ging anfangs um bessere Öffi-Linien, um Nahversorger oder etwa um die Kinderbetreuung im Sommer für unsere Unternehmen entlang der Digitalen Meile. Mein Zugang war es, dass es hier sehr potente, erfolgreiche und starke Unternehmen gibt, die gemeinsam noch stärker sind und mehr bewegen können, obwohl wir bei den Fachkräften alle im selben Teich fischen. Wenn wir die Kräfte bündeln, können wir den Standort gemeinsam besser bewerben. Linz als Stadt, die sich von der Old zur New Economy verändert hat. Linz hat aber schon einen internationalen Ruf. Die Ars Electronica ist global gesehen wohl sichtbarer als in der Stadt selbst. Die FH Hagenberg ist zu einem Magnet für internationale Talente geworden. Dennoch wird Linz noch stark mit der Industrie verbunden. Das ist aber kein Nachteil, denn Digitalisierung ist natürlich ein großes Thema für die Industrie.

Was steht noch auf der Agenda der DiMi? Was wollen Sie noch gemeinsam erreichen?
Bouchal-Gahleitner: Es ist noch viel zu tun. Das beginnt bei Kindergärten bzw. Schulen über gemeinsame Weiterbildungsangebote für unsere Mitarbeiter und geht bis hin zur Offenheit gegenüber Digitalisierung und einer Willkommenskultur. Und das aktiv aus dem Netzwerk heraus.

Ortig: Das ist ein zentraler Punkt. Wir können die Dinge machen, die uns wichtig sind. Natürlich ist kein Unternehmen wegen der DiMi alleine erfolgreich. Die DiMi ändert nichts am Geschäft, aber indirekt an der Wahrnehmung des Standorts. Man lernt schneller, wenn man voneinander lernt. Alle in der DiMi haben erkannt, dass der Austausch zu diesen Themen ein Wettbewerbsvorteil ist.

Inwiefern ist das eine Frage der gemeinsamen Werte? Schwingt die IT- Branche in einer gleichen Frequenz?
Bouchal-Gahleitner: Die Werte im Netzwerk sind stimmig, aber es hängt immer an den handelnden Personen. Wir haben alle einen guten Wertesockel. Natürlich hat jedes Unternehmen „seinen“ Kopierschutz, seine eigene innere Kultur und eigene Wege der Mitarbeiterbindung. Jedes Unternehmen ist und bleibt authentisch. Und jedes Unternehmen muss seine Hausübungen machen. Erst dann haben wir einen Mehrwert und können gemeinsam Potenziale heben, die wir ohne die Vielfalt nicht schaffen würden.

Aktuell sucht Apple neue Mitarbeiter in Linz. Ist das eine Bedrohung für kleinere Unternehmen oder eine Chance?
Ortig: Wenn Apple neue Leute sucht, sehe ich das positiv. Es erhöht sich damit die Sichtbarkeit des Standorts und damit das Potenzial auch für internationale Top-Experten.