Das imperiale Erfolgsmodell Schönbrunn
CHEFINFO: Sie sind seit 2017 Chef der Schönbrunn Group, deren Eigentümer die Republik Österreich ist. Wirkt sich ein Regierungswechsel auf das Geschäft aus?
Klaus Panholzer: Nein, denn die Schönbrunn Group wurde bereits vor 32 Jahren als eigene Gesellschaft unter dem damaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel ausgegliedert. Das Erfolgsmodell von Schönbrunn ist auch in seiner Struktur begründet. Im letzten Jahr erwirtschaftete die Gruppe mit ihren – je nach Saison – rund 400 Mitarbeitern rund 80 Millionen Euro Umsatz, 26 Millionen Euro Gewinn. Davon werden 13 Millionen Euro als Fruchtgenuss an den Bund abgeführt. Die andere Hälfte reinvestieren wir für die Erhaltung der Objekte, um das imperiale Erbe zu halten.
Ist das bei anderen historischen Objekten und Museen nicht auch so?
Panholzer: Als Vizepräsident der European Royal Residences mit 30 Mitgliedern und 90 Schlössern kann ich Ihnen sagen: Wir sind die Einzigen, die Geld verdienen. Ausnahme in dieser Kategorie ist der Tower von London, der ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt wie wir. Viele denken, Schloss Versailles bei Paris sei aufgrund seiner Bekanntheit ein Selbstläufer. Das Schloss kann sich aber aufgrund seiner Größe nicht selbst erhalten. Die staatliche Betreibergesellschaft hat das Glück, Firmen aus der Luxusgüterindustrie wie L’Oréal, Louis Vuitton und andere potente Geldgeber hinter sich zu vereinen.
Dieser konsequente Vermarktungsansatz, der mit Ihnen in die imperialen Mauern eingezogen ist, ist neu – und sorgte bei manchen für Irritationen. Wie gehen Sie damit um?
Panholzer: Ich komme tatsächlich aus einer anderen Welt. Ich bin kein Kunsthistoriker, sondern Manager. Ich habe Sport- und Tourismusmanagement studiert und bin für fast 15 Jahre zu Magna nach Amerika gegangen, wo ich jahrelang im Bereich Business Development den Entertainment und Immobilienbereich mit 4.000 Mitarbeitern mitverantwortet habe. Wir haben in Schönbrunn eine exzellente wissenschaftliche Abteilung und eine Top-Bauabteilung, aber, dass wir den Umsatz in den letzten sieben Jahren fast verdoppeln konnten, ist zweifellos auch dem neuen Zugang zu verdanken.
Worin manifestiert sich diese neue Ausrichtung?
Panholzer: Ich wurde als Geschäftsführer auch deshalb bestellt, um Schönbrunn für die heimische Bevölkerung attraktiver zu machen. Wir zählten zu meinem Amtsantritt 20.000 Österreicher, mittlerweile sind es weit über 500.000 einheimische Gäste, die Eintritt bezahlen. Zu den großen Erfolgen der letzten Jahre zählen Open-Air-Veranstaltungen wie das Musical Elisabeth oder die sommerlichen Konzerte. Wir haben auch die Gastronomie und unsere Shops aufgewertet. Täglich begrüßen wir zwischen 16.000 und 18.000 Besucher. 13 Millionen Euro wurden letztes Jahr im Shop umgesetzt – unter anderem mit hochwertigen Tüchern, Schreibwaren oder Kaffeetassen in von uns gestalteten Designs. Was ich in den USA unter anderem von Disney gelernt habe, ist konsequente Kundenorientierung.
Von Disney lernen für das imperiale Erbe?
Panholzer: Das Prinzip ist einfach und bestechend: Je komfortabler und einfacher du es für Touristen machst, desto erfolgreicher wirst du. Vor meiner Zeit gab es zum Beispiel kein Kombiticket mit dem Tiergarten und auch keine eigene App. Heute kann der Gast am Smartphone entscheiden, ob er die Grand Tour oder das Schloss und die Gärten besuchen möchte und gleichzeitig kann er sich über den Tier-garten oder das Sisi Museum in der Hofburg informieren.
Covid hat den Tourismus enorm getroffen, Schönbrunn auch?
Panholzer: Ja, aber wir hatten auch Glück. Während viele unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit waren, musste der Tower of London ein Drittel seiner Belegschaft entlassen und hatte nach den Lockdowns Schwierigkeiten, -neues Personal zu finden. Unser Team ist das Entscheidende in unserer Branche. Unsere Fluktuation ist äußerst gering, und wir sind stolz, eine eigene Mitarbeiterakademie zu haben, die unsere Teammitglieder weiterbildet.
Wohin geht die Reise und was wünschen Sie sich für Schönbrunn?
Panholzer: Wir haben bereits so vieles erreicht, aber Sie dürfen nicht vergessen, als UNESCO Welterbe unterliegt man strengen Vorgaben.