Parkpickerl: Wer profitiert?
Der 1. März ist ein Tag, den sich viele Wienerinnen und Wiener aus den Außenbezirken im Kalender rot markiert haben – und der manche wohl auch die Zornesröte ins Gesicht treibt. Fakt ist: Mit dem Stichtag verschwinden mit wenigen Ausnahmen die letzten weißen Flächen auf der Kurzparkzonen-Landkarte. Gleichzeitig werden die Preise fürs Parkpickerl vereinheitlicht. Das System „teure City, billigere Vorstadt“ ist damit Geschichte. Künftig gilt für alle: Fürs Parkpickerl werden im Hauptwohnbezirk zehn Euro pro Monat fällig. Auch die Gebührenzeiten werden in der „Kurzparkzone Wien“ vereinheitlicht: von Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 22 Uhr.
Kurzparkzone lässt Kassen klingen
Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung wird die Kassen der Stadt noch deutlicher klingeln lassen. Der Erlös aus Pickerln und Parkscheinen soll laut den Rechnern im Rathaus auf knapp 170 Millionen ansteigen. Im letzten Jahr vor Corona (2019) waren gut 120 Millionen eingenommen worden. Gewinner sitzen auch an anderer Stelle.
Brummendes Geschäft mit Vespa & Co.
Von Einmaleffekten profitieren Fabrikanten. Gerade werden 2.000 neue Verkehrsschilder montiert – vor allem in den vier neuen „Pickerl-Bezirken“ Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing. Mit nachhaltigeren Folgen rechnen Mobilitäts- und Infrastrukturdienstleister, auch weil viele Verkehrsteilnehmer ihr Verhalten ändern und (manchmal) aus dem Auto austeigen dürften. Vor allem der Zweiradhandel hofft aufgrund der weiter bestehenden Kurzparkzonenbefreiung für einspurige Fahrzeuge auf ein brummendes Geschäft. Eine steigende Anfrage sieht Hubert Freiler, Marketing-Mann beim Zweirad-Spezialisten Faber auf sich zurollen. „Die Möglichkeit seine Wege direkt zu fahren, sei für viele doch die einfachere Lösung – egal ob mit einem umweltfreundlichen Verbrennungsmotor oder rein elektrisch angetrieben. Einen zusätzlichen „Kaufanreiz im Raum Wien“ ortet auch Matthias Nagler, Referent für Verkehrspolitik beim ÖAMTC. Der Wunsch nach individueller Mobilität lasse die Motorradbranche weiter wachsen. „Auch der Fahrradhandel boomt.“ Der Einfluss der ausgeweiteten Kurparkzone dürfte seiner Analyse nach hier aber insgesamt überschaubar bleiben.
Klimaticket als Öffi-Booster
Dass ein Teil der Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, ist für den Verkehrsexperten aber auch ausgemachte Sache. „Viele davon bereits in Niederösterreich.“ Denkbar ist Nagler zufolge auch, dass manche von einer Jahreskarte der Wiener Linien auf das Klimaticket umsteigen, da die Tarifzonengrenzen dann keine Rolle mehr spielten. Mit einem Anstieg der Reisenden und Klimaticket-Fahrer, rechnet auch ÖBB- Pressesprecherin Julia Krutzler. „Das Parkpickerl in Wien ist nun ein weiterer Anreiz, sich die Kosten erneut durchzurechnen.“ Die Kapazitäten, die einen Umstieg vom Auto auf die Bahn ermöglichen, wären ihr zufolge ausreichend vorhanden. „Natürlich gibt es zu den Stoßzeiten einzelne Züge, die sehr gut gefüllt sind“, so Krutzler. Doch der Wandel in der Arbeitswelt – Stichwort Homeoffice beziehungsweise flexible Arbeitszeiten – schaffe neuen Platz und komme dadurch auch den Passagieren entgegen.
Garagen als Profiteure?
Wer seinen Arbeitsplatz in Wien weiter mit dem eigenen Pkw ansteuern will, wird wohl nicht um einen Garagenplatz herumkommen. „Wir merken aktuell vermehrte Anfragen speziell was unsere „Park + Ride“-Standorte betrifft“, bestätigt Wolfgang Richter vom Anbieter WIPARK. Hier dürfte es sich hauptsächlich um Pendler handeln. „In welcher Form sich die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf das Garagengeschäft genau auswirken wird, wird man allerdings erst im Nachhinein sagen können.“