Tirol: Filmreife Location
Sind auch Sie wie gebannt im Kino gesessen und haben den Olympiasieg von Franz Klammer auf der Leinwand verfolgt? Sind Sie ein Fan der Bergdoktor-Serie? Oder haben Sie die Leben der Rich Kids in der Netflix-Serie „Kitz“ verfolgt? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie Tirol heuer am Bildschirm bzw. auf der Leinwand gesehen haben: Über 60 Spiel- und Dokumentarfilme, Serien, Shows und Reportagen, über 50 Werbefilme, Fotoshootings und Musikvideos, über 600 Drehtage, und rund 350 Mio. Menschen, die Bewegtbilder aus und über Tirol gesehen haben – so die erfreuliche Bilanz des Filmlandes Tirol im Vorjahr. „Indien und die USA sind Corona-bedingt ja ausgefallen, aber wir haben einige tolle Produktionen nach Tirol geholt“, so Cine Tirol-Chef Johannes Köck.
Umdenken
Das ist unter anderem auch dadurch gelungen, dass sich das Team auf die neuen Bedingungen durch Corona gut eingestellt hat. So wurde etwa die Location-Tour im März kurzerhand virtuell durchgeführt, wie Köck erzählt: „Es ging ja darum, einen besonderen Einblick zu geben, diesmal in die Region Innsbruck. Also bin ich z.B. mit den Skiern vom Hafelekar abgefahren und auch meine Kollegen haben sich einiges einfallen lassen.“ Die kreative Umsetzung sorgte für eine Nominierung für den „Film Commission Initiative of the Year“ Award. Gewonnen hat schlussendlich Neuseeland. „Aber schon alleine die Nominierung freut uns“, so Köck, der auch auf einige Auszeichnungen von in Tirol gedrehten Filmen verweist. So konnte etwa Kim Strobls erster Langfilm „Madison“ überzeugen, ebenso wie „Der Bonadlkramer und die Ewige Liebe“ oder auch „Luzifer“.
Filmstarts.
„Luzifer“, der in Hintertux gedreht wurde,wird die Zuschauer fordern,ist sich Köck sicher. „Das ist ein ganz besonderer Film. Leider gibt es noch keinen fixen Filmstart.“ Besonders freut sich K ck auch darauf, wenn „M rzengrund“, die Verfilmung des Theaterstücks von Felix Mitterer, startet: „Ich habe das Stück beim Kulturfestival Stummer Schrei gesehen – und selten hat mich ein Theaterstück so berührt. An meinem 61. Geburtstag bin ich zum Originalschauplatz gewandert und habe mir vorgestellt, wie dieses einsame Leben hier war, das Glück, die Einsamkeit, die Verzweiflung. Sogar das Werkzeug von Elias liegt noch hier.“
Spannende Begegnungen
Die Menschen sind es, die die Drehs in Tirol so besonders machen, meint der Cine Tirol-Chef. Gerne erinnert er sich z.B. an seine Begegnungen mit Regisseur Joseph Vilsmaier, der bis kurz vor seinem Tod noch an seinem letzten Film „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ arbeitete: „Ein Bayer, der Tirol so richtig gern hatte. Ich erinnere mich noch an Dreharbeiten in Osttirol. Die Bedingungen waren schwierig. Es gab eine Info-Veranstaltung und nach zehn Minuten hatte er alle für den Film begeistert. Am n chsten Tag gab es alle Genehmigungen, Zugang zu Materialseilbahnen und Drehlocations, die wir vorher gar nicht am Radar hatten.“ Auch Felix Mitterer mit seiner tiefgründigen Art und seinem trockenen Humor schätzt er sehr. „Wobei jede Begegnung immer etwas besonderes ist. Ich versuche immer, mich ohne ein vorgefertigtes Bild auf Menschen einzulassen. Bei Sascha Hehn, der in Silian ,Im Tal des Schweigens‘ drehte, denken alle automatisch an die Schwarzwaldklinik. Ich habe ihn ganz anders kennen gelernt – als sehr reflektiert, und damals schon (2004) sehr interessiert an den Themen Umwelt und Klima, aber auch an Sozialprojekten.“
Die Anfänge
Nächstes Jahr sind es bereits 25 Jahre, dass sich Cine Tirol für den Filmstandort einsetzt. Begonnen hat alles mit „Helden in Tirol“, einer Filmkom die von Niki List. „Wir haben im April gestartet, im Mai hat Niki angeklopft – und bereits im September gab es die Open-Air-Premiere in Steinberg am Rofan“, erinnert sich der Filmexperte und ergänzt: „Klar, der Film war schrill, aber ist weit unter Wert gelaufen. Ich finde, er h tte z.B. für den indischen Markt richtig Potential gehabt, das ist Bollywood-Style.“ Apropos Indien: Für 2023 rechnet Köck damit, dass auch Bollywood wieder in Tirol dreht. „1999 hatten wir die erste Produktion in Tirol zu Gast. Inzwischen waren es mehr als 90. Gerade erst letzte Woche gab es wieder eine Anfrage – für sieben Songs und einen Spielfilm.“
Herausforderungen
Diese Crew m chte sogar gerne bereits heuer Ende Februar/Mitte März in Tirol drehen, was den Cine Tirol-Chef sehr freut: „Die indischen Crews sind extrem professionell, aber es gibt schon kulturelle Herausforderungen. Einmal bekam ich den Anruf eines Teams, dass sie gerne drehen wollen, ich fragte wann. Die Anwort war: Jetzt. Ich schaute raus beim Fenster – und da standen 40 Inder.“ Mit einem Schmunzeln erzählt er weiter: „Diese Flexibilität bin ich inzwischen gewohnt. Ich war sogar auf der Hochzeit des Neffen eines Produzenten in Indien eingeladen – diese dauerte vier Tage, mit 1.200 G sten, einer Parade mit Elefanten und einer Bollywood-Dance-Night.“ Aus der Ruhe zu bringen scheint ihn so schnell also nichts. Und auch jedes größere oder kleinere Problem findet eine Lösung. „Der Architekt“ sollte z.B. ein Winterfilm werden, Drehtermin war aber im April. Dreharbeiten in Pfafflar nahe dem Hahntennjoch waren die L sung. Und auch heuer sind bereits einige Produktionen fix, das meiste deutschsprachig, aber die indische Anfrage l sst auch auf internationale Drehs hoffen. Wir sind gespannt!