Hof- & Bauernläden im Trend: Bestes vom Bauern nebenan
Frische Eier, Wurst- und Käsespezialitäten aus hauseigener Produktion, Joghurt, Butter und hausgemachte Aufstriche, Kuchen, Knödel, Teigwaren und Verhackerts, dazu noch frisches vom Feld und aus dem Garten: „In Tirol gibt es derzeit über 4.000 aktive Direktverkmarkter – 30 Prozent der Betriebe in der Tiroler Landwirtschaft beschäftigen sich mit Direktvermarktung“, nennt Wendelin Juen, Fachbereichsleiter Spezialkulturen & Markt der LK Tirol, beachtliche Zahlen. Und ergänzt: „Spitzenreiter ist nach wie vor mit Abstand der Ab-Hofverkauf, den gut 80 Prozent der Tiroler Direktvermarkter nutzen. Ob im professionellen Hof- oder Bauernladen, einem Selbstbedienungsladen oder über einen stets frisch befüllten Automaten.“
Wichtige Einnahmequelle.
Auch für Familie Gapp vom Moarhof in Aldrans ist ihr Hofladen ein bedeutendes Standbein: „Die Direktvermarktung unserer Produkte ist neben der Zusammenarbeit mit Bio vom Berg unsere wichtigste Einnahmequelle“, erzählt Hannes Gapp. Bis 2018 haben sie ihre Produkteüber ein kleines Holzhäuschen mit Selbstbedienung verkauft – vor über zwei Jahren wurde es durch den neuen, wintertauglichen Hofladen ersetzt. Alles, was Familie Gapp im Hofladen verkauft, stammt ausschließlich vom Moarhof: „Wir sind ein Bio-Hof und die Nachfrage nach Bio-Produkten, so auch nach unseren, steigt stetig an. Unser Top-Seller ist daher neben Korn und Kartoffeln Fleisch vom Bio-Jungrind“, ergänzt der Bauer.
Am Moarhof werden neben Kartoffeln, Dinkel, Weizen und Roggen auch saisonales Gemüse nach Bio-Austria Richtlinien angebaut. Neben der Zusammenarbeit mit Bio vom Berg ist die Direktvermarktung das wichtigste Standbein der Familie Gapp – angeboten werden Freilandeier und Fleisch, saisonales Gemüse und Kartoffeln, Weizen, Dinkel und Mehl – alles Bio, versteht sich. Laufend wird auch an neuen Bio-Produkten getüftelt.
www.moarhof.tirol
Angebot vergrößert.
Seit Ende letzten Jahres ebenfalls neu präsentiert sich der Regiomat in der Höttinger Schneeburggasse, den Familie Heis seit 2016 betreibt: „Wir haben das Automatenhaus ,wetterfest‘ gemacht und um einen zweiten Verkaufsautomaten erweitert. So haben wir mehr Platz für neue Produkte und auch zu speziellen Anlässen wie Weihnachten oder Ostern können wir saisonale Produkte anbieten“, erklärt Nebenerwerbsbauer Erich Heis. Direktvermarktung hat in seiner Familie eine lange Tradition, erzählt er weiter: „Schon meine Oma ist mit dem Leiterwagen in die Innsbrucker Markthalle gefahren und hat die Erzeugnisse dort direkt verkauft.“ Und er ergänzt: „Die Kunden direkt mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen ist eine schöne Arbeit, die uns mit positivem Feedback, das wir oft bekommen, immer noch mehr motiviert.“ Neue Produkte ausprobieren und die Qualität immer zu 100 Prozent zu erfüllen steht an der Tagesordnung. Weiters ist eine Photovoltaikanlage für die Automaten in Planung – zum Wohle der Umwelt.
www.heis.cc
Seit jeher frisch vom Bauern.
Eigene Erzeugnisse und frische Produkte direkt vom Feld haben Landwirte seit jeher auf Bauernmärkten oder Ab-Hof verkauft: „Bereits vor dem EU- Beitritt entwickelte sich die Anzahl der Direktvermarkter recht dynamisch und bekam mit dem EU-Betritt noch einmal einen deutlichen Schub. Ab ca. 2005 kamen in Tirol aber kaum neue Direktvermarkter dazu, allerdings entwickelten sich die bestehenden Direktvermarktungsbetriebe weiter und wurden zunehmend professioneller. In den letzten Jahren hat die Anzahl der Direktvermarkter aber wieder deutlich zugenommen“, wirft Wendelin Juen einen kleinen Blick auf die Entwicklung. Heute hat die Direktvermarktung einen sehr hohen Stellenwert, weiß Juen: „Die Direktvermarktung ist der Inbegriff der Regionalität. Die Lebensmittel, die bei uns wachsen, werden hier veredelt und vermarktet – regionaler geht’s nicht mehr.“
Regionale Produktvielfalt.
Seit Dezember 2016 betreibt auch der Drei-Generationen-Betrieb Weberhof in Mils einen Hofladen direkt bei der Landwirtschaft, zudem drei Selbstbedienungs-Automaten in Hall. „Milch-, Fleisch- und immer wieder Preiskrisen haben uns dazu gebracht, immer mehr von unseren Produkten selbst zu veredeln und zu vermarkten und so unabhängig zu sein sowie Zwischenhändler zu vermeiden“, erkärt Magdalena Mair, die mittlerweile in dritter Generation auf dem Hof lebt und mitarbeitet. So ist bei ihnen im Hofladen von Fleisch über verschiedenste Milchprodukte bis hin zu Brot und Gebäck, Nudeln, Eierlikör und Keksen eine reiche Vielfalt an selbstproduzierten Erzeugnissen zu haben. „Sehr beliebt ist unser hofeigenes und küchenfertig verpacktes Fleisch, zum gleich Verwerten oder Einfrieren. Dazu gibt’s auch ein paar Rezepte – damit bieten wir wertvolle Tipps, damit unsere Tiere von Kopf bis Schwanz verwertet werden“, so Mair.
60 Milchkühe der Rasse Holstein Friesen und ca. 70 Stück Nachzucht, dazu rund 900 Legehühner und fünf Schweine – so viele Tiere hält aktuell Familie Mair am Weberhof in Mils. Und dass Regionalität im Vormarsch ist, davon ist Familie Mair überzeugt, und bietet auch gerne einen Rundgang durch die Stallungen an – damit sich die Kunden einen Überblick verschaffen können, wie es den Tieren geht.
www.holsteinzucht.eu
Höchste Qualität.
Und genau diese Wertigkeit, die die Direktvermarkter ihren Produkten zukommen lassen, gepaart mit hoher Qualität, zeichnet die Erzeugnisse aus: „Die Direktvermarkter haben für eine sichere und effiziente Produktion entsprechende Räumlichkeiten und Gerätschaften, womit sie die gesetzlichen Vorgaben peinlich genau einhalten können. Die Produktion ist transparent und sauber, manchmal können Konsumenten diese auch besichtigen. Die Direktvermarktung ist so quasi der Inbegriff der Regionalität“, betont Juen.
Rosige Aussichten.
Dass die Corona-Krise die Hinwendung zu regionalen Erzeugnissen gefördert hat, bei denen man quasi weiß, wo‘s herkommt, ist verständlich: „Im ersten Lockdown war die Nachfrage überproportional groß. Viele dieser Neukunden sind uns erhalten geblieben“, freut sich Hannes Gapp vom Moarhof – ebenso verhielt es sich auch bei Familie Heis in Hötting und Familie Mair vom Weberhof. Dass die Direktvermarktung in den nächsten Jahren weiter an Fahrt aufnehmen wird, davon ist Wendelin Juen überzeugt: „Die Corona-Pandemie macht viele Konsumenten sensibler betreffend Umwelt, Klimawandel und Ernährung. Die Digitalisierung bringt neue Möglichkeiten in der Vermarktung und schafft für Konsumenten einfachere Zugänge zu den Lebensmitteln.“ Familie Mair z. B. hat sich die Digitalitsierung bereits zunutze gemacht und letztes Frühjahr einen Online-Shop eingerichtet: „Dieser wurde am Anfang extrem gut angenommen, mittlerweile wird‘s immer weniger. Die Kunden kommen halt doch gerne persönlich in den Hofladen und lassen sich vom Sortiment inspirieren“, weiß Magdalena Mair.