Grünes Kleinod – Schrebergärten in Tirol
Die Nachfrage nach Schrebergärten war immer schon konstant hoch, „seit letztem Jahr aber sind die Anfragen geradezu explodiert“, antwortet Günter Oberhauser, der für die ÖBB-Schrebergärten im Westen Österreichs zuständig ist, auf die Frage, wie beliebt Schrebergärten bei den Tirolern sind. Er nennt auch den Grund: „Das ist auch verständlich, denn gerade in Ballungszentren wie Innsbruck war es in Zeiten der Corona-Ausgangsbeschränkung fein, einen eigenen Garten zu haben, den man genießen und sich so in der Natur frei bewegen kann.“ In Tirol gibt es 500.000 Quadratmeter ÖBB-Grünfläche, die in rund 1.275 Parzellen eingeteilt ist: „Die meisten davon stehen als Gartenflächen unseren Mitgliedern zur Verfügung“, erklärt Oberhauser.
Städtische Anlagen.
In Innsbruck gibt es zusätzlich noch neun städtische Kleingartenanlagen, die die IIG verwaltet, in Amras, Pradl und Arzl: „Insgesamt sind das 352 Gärten“, nennt Melanie Mair, die für die IIG-Kleingartenverwaltung zuständig ist, die Anzahl. Und diese Flächen reichen bei weitem nicht aus für die vielen Anfragen: „Die Wartezeit auf einen städtischen Schrebergarten beträgt derzeit ca. zehn Jahre, die Liste umfasst aktuell 381 Bewerber. Es werden nämlich jedes Jahr nur rund fünf Gärten neu vergeben“, so Mair. Denn wer einmal einen Garten erhalten hat, pflegt und nutzt ihn freilich über Jahrzehnte.
In jeder freien Minute im Garten.
So auch Ingrid Summerauer, Obfrau des Kleingartenvereins Innsbruck, die sich ihr Leben ohne Kleingarten gar nicht vorstellen könnte: „Seit über 30 Jahren haben wir unsere 176 Quadratmeter große Parzelle in der städtischen Anlage Osterfeld. Wir wohnen am Südring und haben dort keine Grünfläche. Daher verbringen wir jede freie Minute in unserem schönen Garten. Auch im Winter sind wir fast täglich dort – wir haben einen Gasofen und machen es uns gemütlich, das ist narrisch fein!“ Strom kommt bei Familie Summerauer über eine Solaranlage – jeder Garten hat nämlich Wasser- anschluss, um Strom aber muss man sich selber kümmern.
Junge Gartenfreunde.
Zurück zur Warteliste: Auch bei den ÖBB-Gartenanlagen wartet man aktuell rund fünf Jahre, um zu einer eigenen Parzelle zu kommen: „Die Flächen gehören der ÖBB, werden aber derzeit für die Bahn nicht genutzt. Als Sozialleistung stellt die ÖBB ihren Mitarbeitern also die Gartenflächen zur Verfügung, um ihnen Freizeit und Entspannung zu ermöglichen. Nur ganz wenige Gärten werden an ÖBB-externe Personen vergeben“, erklärt Oberhauser das System. Höchst erfreut nimmt er auch den Trend wahr, dass sich immer häufiger junge Personen für Schrebergärten interessieren: „Das Klischee, dass Kleingärten nur etwas für ältere Menschen oder Pensionisten seien, ist überholt. Das Interesse von jungen Familien steigt deutlich an, so verliert der Schrebergarten hoffentlich bald sein altmodisches, verstaubtes Ansehen.“
Gute Nachbarschaft.
Und wie steht es mit der lieben Nachbarschaft? „Die Kleingartengemeinschaft ist schwer in Worte zu fassen. Die jüngere Generation liebt es eher abgeschottet, während die ,alt eingesessenen‘ im ständigen Austausch mit den Nachbarn stehen“, versucht Melanie Mair eine Beschreibung. Von einer überwiegend guten Nachbarschaft erzählt auch Günter Oberhauser: „Man kennt bald schon die meisten Leute, und es will ja jeder seine Ruhe haben. Natürlich gibt es immer wieder Querulanten, in großen Anlagen gibt es dafür auch Ansprechpersonen, die Streitereien schlichten.“
Von Grillfeiern bis Prämierungen.
Um das Gemeinschaftsgefüge zu festigen, gibt es auch immer wieder gemeinsame Grillfeiern oder Sommerfeste. Städtische Anlagen sind übrigens seit über 40 Jahren auch Teil des Innsbrucker Garten- und Blumenschmuckwettbewerbs, bei dem die schönsten Balkone, Terrassen und Gärten in Innsbruck prämiert werden. Und die Blumenpracht in so manchem Schrebergarten kann sich wahrlich sehen lassen – wir freuen uns schon wieder darauf!