Kommentar: Was hat uns bloß so ruiniert?
Der Umgang in den sozialen Netzwerken wird seit geraumer Zeit deutlich unangenehmer. Der Grund? Natürlich Corona. Zwischen Personen, die die Maßnahmen der Regierung für gut befinden, kritisch Hinterfragenden und den „Querdenkern“ würde sich ja vortrefflich diskutieren und fachsimpeln lassen. Diskutiert wird aber schon lange nicht mehr. Es wird sich eher gegenseitig niedergeschrien. Vor allem für die immer zahlreicher werdenden Absolventen der „Google-Universität“ und der „Youtube-Fachhochschule“ gilt ein ähnliches Motto, wie für passionierte, aber untalentiere Sänger: „Falsch, laut, dafür aber mit Begeisterung“.
Über den Tellerrand
Falsche Argumente wären ja an sich noch kein Problem, schwierig wird ein Gespräch erst dann, wenn das Gegenüber prinzipiell alles, was nicht in seine Gedankenwelt passt, sofort als Lüge eines Systemhuldigers, auch Schlafschaf genannt, abtut. Ein weiteres Problem sind die sozialen Medien selbst: Die schlauen Algorithmen von Facebook und Co. zeigen uns nämlich nur das, was uns vermeintlich interessiert. Dadurch entstehen Echokammern. Glaube ich zum Beispiel, dass die Anschläge vom 11. September eine Verschwörung sind, könnte es beim nächsten vorgeschlagenen Video schon darum gehen, dass die Erde eigentlich flach ist. Bis zu den Reptilienmenschen und bluttrinkenden Eliten ist es dann nur mehr ein Steinwurf. Eine Krise wie die aktuelle Pandemie befeuert solche Theorien natürlich ungemein. Apropos Feuer: Eine Gruppe um einen Kärntner Ex-Politiker hat auf Facebook für den Nationalfeiertag sogar zu Maskenverbrennungen aufgerufen. Woher ich das weiß? Ich habe einen Blick aus meiner Echokammer geworfen. Aber bei solchen Aktionen habe ich die Tür gleich wieder zugemacht.